Festival für Neue Musik Klangwerkstatt Berlin / 6. bis 15 November 2015
Ein Konzert der freien Jugendorchesterschule Berlin
Gespannt betrete ich vergangenen Sonntag das große Kunstquartier mit dem Rauch-Haus-Song im Hinterkopf, welcher sich nicht so leicht abwimmeln lässt.
Doch der in weiß gehaltene und seicht ausgeleuchtete Musiksaal gefüllt von Kinderstimmen, leise summenden Instrumenten und suchenden Eltern lässt Rio schnell wieder verstummen. Gute Sitzplätze sind rar, doch gern begnüge ich mich mit einem Stehplatz hoch oben auf der Tribüne. Das Gemurmel verstummt und die fünf- bis 12-jährigen Orchestermitglieder räumen mit einigen Eltern und Lehrern, die am heutigen Tag passend zum Thema der Hausmusik mitspielen werden, die Bühne. Das Konzert beginnt mit dem Blockflötenchor welcher sanft das Publikum in die Welt der Musik entführt.
Das junge Gitarrenduo, welches daraufhin mutig allein die Bühne betritt, lassen mich dann das Hier und Jetzt mit ihrem sensiblen, modernen und improvisiert wirkenden Gitarrenspiel vergessen.
Sie scheinen aufeinander zu horchen und auf die Klänge des anderen einzugehen.Den Höhepunkt findet ihr Auftritt im zarten Gesang eines der beiden Gitarristen. Ihr Stück Ritornell und Couplet wurde von Rainer Feldmann komponiert, welcher zu den renomiertesten Gitarristen Deutschlands zählt. Es folgen weitere Gitarrenstücke. Als das Gitarrenensemble Metamorphosis 3 von Philip Glass spielt, bevor es sich mit den anderen Orchesterinstrumenten vermischt, muss ich mich zusammenreißen nicht sentimental Tränen kullern zulassen.
Das Orchester spielt sich durch verschiedene Gefühlswelten. Der Raum vibriert, erfüllt von Kreativität, welche durch die frische Kraft der Kinder greifbar erscheint.
Mit Jobst Liebrecht, der nun die Bühne als Dirigent betritt bekommen auch die Jüngsten im Orchester eine Stimme.
Sein Auftritt mündet im eigens komponiertem „Les adieux“. Bei dem kurzen Orchesterstück „Les adieux“ handelt es sich, wie der Titel schon andeutet, um eine humoristische und teilweise wortwörtliche Hommage an Ludwig van Beethoven, bei der die Kontrabässe solistisch auf ihrem einzigen Ton, dem Kontra-Es, eine besondere Rolle spielen.“(Jobst Liebrecht)
Man spürt die Freude der Kinder an der Musik besonders in diesem Stück, in welchem auch ihre Füße, Hüte und Stimmen als Klanginstrument dirigiert werden.
Adieu sage auch ich und werde draußen von einem lauwarmen Herbstabend empfangen. Kreativ gestärkt durch diese Berliner Kids steige ich auf meinen Drahtesel und fahre gen Norden…