Interview mit Rut Meyburg. Architektin, die ihre Liebe zum Handwerk, Upcycling und Leder unter eine Marke gebracht hat.
Wie lange gibt es schon Meyburg Taschen? Wie hast du damit überhaupt angefangen?
Von einem Auslandsaufenthalt in Spanien habe ich die Ledernähmaschine mitgebracht, damals noch um Taschen aus dickem Filz zu nähen.
Vor ca 7 Jahren, mittlerweile wohnten wir in Berlin, habe ich angefangen, mit Leder aus alten Lederjacken herumzuexperimentieren. Später bin ich auf Sofaleder umgestiegen, was eine festere Qualität und größere Flächen mitbringt.
Wie kamst du auf die upcycling Idee, Taschen mit Vorgeschichte-Taschen aus altem sofaleder? (Kam erst die upcycling Idee und dann die Tasche oder erst der Wunsch nach der Tasche und das upcycling als die Lösung?)
Ich bin ein Kind aus den Zeiten, als der Sperrmüll auf die Straßen gestellt wurde und abends viele herumzogen um sich wahre Schätze herauszupicken.
Es gibt in Helsinki einen Shop, treasures of Wasteland, in dem Upcyclingprodukte mit schönem Design verkauft werden. Dort wurde mir bewusst, daß Upcycling mein Thema ist, egal ob Bauen im Bestand in der Architektur oder Upcyclingdesign.
Zum einen bringt alte Architektur oder ein gebrauchtes Material schon Spuren mit aus seinem ersten Lebenszyklus, was das neue Produkt lebendiger und interessanter macht, zum anderen ist die Nachhaltigkeit und Müllvermeidung sehr wichtig für mich.
Leder ist ein sehr hochwertiges Material und es altert schön, ähnlich wie Holz. Ich besaß eine Ledernähmaschine…so entstand die Idee.
Ist dir besonders Leder als Material wichtig oder bist du offen auch andere Materialen zu nutzen?
Das gebrauchte Leder ist sehr interessant, es hat unterschiedliche Oberflächen und Beschaffenheit. Die Taschen werden dadurch sehr unterschiedlich und individuell, auch wenn vom gleichen Sofa zweimal das gleiche Modell gefertigt wird.
Andere Materialien interessieren mich auch, wir verarbeiten auch Vorhänge und Zeltstoffe.
Aber: in Finland ist Upcycling ein populäres Thema und die Stadtreinigung stellt sortiertes Material zur Verfügung, hier in Berlin ist es leider nicht so und manch ein Projekt scheitert daran!
Warum gerade Taschen, wie ist deine Beziehung zur Mode? Hast du schon immer für dich etwas genäht oder selbst gebastelt?
Meine Mutter hat mir Nähen beigebracht und ich habe mir schon als Kind Kleidung geschneidert. Zum Abi trug ich einen Hosenanzug aus einer alten Gardine 😉
Mode finde ich interessant und spannend, aber der Hype, die Schnelllebigkeit und der Konsum stören mich daran. Ich bevorzuge klassische Schnitte und hochwertige Materialien, die länger als eine Saison getragen werden können.
Du bist ursprünglich Architektin. Was fällte dir an dem selbstgelernten Handwerk schwer und wovon im Gegenteil siehst du Vorteil aus deiner Erfahrung mit der Architektur?
Ich musste mir die Arbeitsweise mit Leder selbst erarbeiten, hier gibt es wenig Wissen und Literatur dazu.
In der Architektur sind Trends nicht so kurzlebig und es wird naturgemäß der Funktion und Haltbarkeit mehr Aufmerksamkeit gewidmet, wie altert ein Material.
Andererseits haben schon immer Architekten Möbel entworfen, warum nicht auch einmal Taschen?
Wo suchst du neuen Ideen, was inspiriert dich?
Ich lese einerseits Blogs und Zeitschriften und schau mir andererseits gerne Taschen auf der Straße und auf Flohmärkten an. Welche Taschen werden zu Lieblingstaschen?
RUT MEYBURG hat ihren Ladenwerkschtatt in der Barbarossa Straße 5, Berlin Schöneberg.
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